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07.12. - 19.01.2002 - Weihnachtsausstellung: Historischer Christbaumschmuck Privatbesitz

Weihnachten findet seine Festlegung als viertägiges Kirchenfest bei der Synode in Mainz im Jahr 813. Diese Feier wird öffentlich in den Kirchen begangen und es ent­stehen Krippen- und später Mysterien­spiele. Das Fest ver­ändert sich vor allem durch Martin Luther. Er führt den „Heiligen Geist“, den Vor­läufer unseres Weihnachts­mannes, ein. Dieser soll an Stelle des hl. Nikolaus am 6., den Kindern am 24. Dezember die Geschenke bringen. Dadurch wird das Fest von einem offiziellen zu einem privaten Ereignis. In Österreich wird der Weih­nachtsmann aber nicht sehr populär – die Geschenke bringt noch immer das Christkind.

Der Weihnachtsbaum kommt in unseren Breiten erst relativ spät in Mode. Der erste steht 1539 im Straßburger Münster. Aus dem Jahr 1605 stammt ein Bericht, dem zu Folge in Straßburg in den Wohnungen Tannenbäume aufgestellt werden, „geschmückt mit Papierrosen, Äpfeln, Zuckerwerk, Naschereien, und bunten Glaskugeln und Oblaten“. 200 Jahre später kommt der Brauch nach Wien. Die Gemahlin von Erzherzog Karl, Prinzessin Henriette von Nassau, stellt 1816 den ersten Christbaum im Kaiserhaus auf. Von hier aus verbreitet sich der Brauch allmählich in der ganzen Monarchie: 1830 ist der erste Christbaum in Salzburg bezeugt, 1848 steht der erste Christbaum in Ried im Hause des Kaufmannes J. Anton Rapolter. Außer mit Äpfeln, goldenen Nüssen Kerzchen und Lebzelten werden die Bäume alsbald auch mit bunten Glaskugeln aus Böhmen behängt, während darunter Geschenke platziert werden. Der Christbaum wird zu einem Symbol für das Schenken und Beschenkt werden.

Die Sammlerin

Die Wienerin Elfriede Kreuzberger beschäftigt sich seit ihrer Jugendzeit mit Christbaumschmuck. Einiges wurde schon durch die Urgroßeltern vererbt, manches stammt aus dem eigenen Elternhaus das leider im Zweiten Weltkrieg ausgebombt wurde, wobei viel weihnachtlicher Behang zugrunde ging. Durch jahrzehntelange uner­müdliche Sammeltätigkeit ist schließlich die größte Sammlung an historischem Christbaum­schmuck Österreichs entstanden. Nach Ausstellungen im Wiener Dommuseum (1996) in der Silberkammer der Wiener Hofburg (1998), in der Galerie der Sammler im Österreichischen Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum (1999), im Historischen Museum der Stadt Wien (2000) und im Ersten Deutschen Weihnachtsmuseum (2000) zeigt Elfriede Kreuzberger ihre Sammlung erstmals in Oberösterreich.

Elfriede Kreuzberger ist Mutter von drei Kindern, Großmutter von sechs Enkelkinder und Gattin des leider schon verstorbene Staatsopernsänger Prof. Rudolf Kreuzberger. Sie ist Autorin des Buchs „Weihnacht anno dazumal – Christbaumschmuck für Sammler“. Dieses Buch ist im Rieder Museum und im Buchhandel erhältlich.

 

Die Sammlung besteht seit mehr als 40 Jahren und umfasst mittlerweile 8.000 Stück. Die ältesten Objekte stammen aus der Zeit um 1830.

Die Sammlung bewahrt Kostbarkeiten wie handgearbeiteten Gablonzer Perlenschmuck, der ab 1885 von Heimarbeiterfamilien nach eigenen Ideen aus hauchdünnen Perlen oft mit echtsilbernen Einblasungen gestaltet wurde. Sogar die kleinsten Perlen hatten herrliche Musterprägungen, wie man sie heute nicht mehr erzeugen kann.

In der Zeit des Ersten Weltkrieges wurden Miniaturbäumchen für die Feldpost hergestellt, die mit Kleinstperlenschmuck und Glaskugeln aus Gablonz sowie Lametta- und Silbergirlanden geschmückt wurden.

Zwischen 1870 und 1920 entstand die berühmte Sebnitzer Kombinationsware, die mit Lametta, leonischen Drähten und Kordeln verziert wurde. Sehr exklusiv und breit gefächert war das Sortiment der Firma Eduard Witte in Wien.

Oblatenbilder wurden zur Dekoration von Bonbons und gewickelter Schokoladenware verwendet. Aber auch Kombinationen aus Glasseide und Oblaten waren sehr beliebt und fanden ebenso Aufnahme in die Sammlung Kreuzberger wie Püppchen aus Biskuit-Porzellan oder bemalte Holzware aus dem Erz- und Riesengebirge sowie dem Bayerischen Wald oder Gipsgüsse, die während des Ersten Weltkrieges Tragant ersetzten. Glas- und Lackblumensträußchen harmonierten bestens mit den WHW (Winterhilfswerk-) Zeichen.

Vögel aus Glas sowie Christbaumspitzen von allen Produktionsstätten sind in der Sammlung ebenso vertreten wie Glasbehang aus dem Ersten Weltkrieg in den charakteristischen Erscheinungsformen als Kugeln, Ballone, Zeppeline usw. und Christbaumketten aus Glas.

In der Ausstellung finden Sie:

  • Glasspitzen für den Christbaum 1876-1930
  • Vögel aus Glas, 19. Jahrhundert - 1930
  • Gablonzer Perlenarbeiten, 1878-1920/25
  • Sebnitzer Christbaumware, 1870-1900
  • Watteschmuck, 1870-1920
  • Böhmische Kartonware, 1880-1930
  • Christbaumware aller Art, Fa. Lauscher, Thüringen 1865-1920
  • Schönste Kugelware der Fa. Witte, Wien